Wissenschaftliche Karrierewege, hochschulische Personalstrukturen und die damit verknüpften individuellen Karriereentscheidungen und professoralen Rekrutierungsmodelle befinden sich in Deutschland seit gut zwei Jahrzehnten in einem umfassenden Wandlungsprozess. Als zentraler Reformbaustein gilt die jüngst erfolgte rechtliche Institutionalisierung und finanzielle Förderung von Tenure-Track-Professuren im Rahmen des Bund-Länder-Programms zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses. Mit der Einführung der Tenure-Track-Professur wird nicht allein eine institutionelle Ergänzung von Zugangswegen zur Lebenszeitprofessur angestrebt. Vielmehr soll die Etablierung und Stärkung eines alternativen Wegs zur Lebenszeitprofessur einen umfassenden Kulturwandel des wissenschaftlichen Karrieresystems insgesamt bewirken, der Potenziale anstelle bereits erbrachter wissenschaftlicher Leistungen zur Grundlage einer früheren Beschäftigungssicherheit im Wissenschaftssystem macht.
Die abteilungsübergreifende DZHW-Forschungsgruppe „Tenure Track“ widmet sich diesen Entwicklungen, indem sie ausgewählte Fragegestellungen aus Perspektive der Hochschul- und Wissenschaftsforschung bearbeitet. Thematisch gliedert sich die Forschungsgruppe in drei Teilprojekte, die eng miteinander verknüpft sind.
Das Themenspektrum umfasst (1) eine vergleichende Analyse der nun vielfältiger gewordenen Karrierewege und professoralen Statuspositionen etwa in Bezug auf die institutionellen Rahmenbedingungen, professoralen Forschungsprofile und -aktivitäten sowie die private Lebensführung. Grundlage hierfür bildet eine neue Datenbasis, in der Professor*innen von deutschen Universitäten in einem Paneldesign zu ihren Karrierewegen befragt werden. (2) Ein weiterer Beitrag untersucht auf Basis von Daten der DZHW Wissenschaftsbefragung, ob und inwiefern sich Nachwuchswissenschaftler*innen und Promovierte unterhalb der Lebenszeitprofessur (einschließlich Tenure-Track-Professuren) hinsichtlich ihrer strukturellen Bedingungen (Befristung, Forschungsförderung) untereinander und von Personen mit Lebenszeitprofessur unterscheiden und welche epistemischen Effekte (Vermeidung risikoreicher Forschung, Erreichen unabhängiger Forschungsprofile) damit einhergehen. (3) Darüber hinaus wird untersucht, wie die Hochschulen mit den durch die Tenure-Track-Professur gegebenen Möglichkeiten und Herausforderungen umgehen und welche Struktureffekte die Implementierung dieses Karrierewegs im Hinblick auf die Ausgestaltung der normativen Ordnungen, Evaluations- und Entscheidungsprozesse mit sich bringt.
Die Teilprojekte lauten:
Teilprojekt der Abteilung 1: Wissenschaftliche Karrieren im Umbruch? DZHW Professor*innen-Befragung
Teilprojekt der Abteilung 2: Strukturelle Merkmale und epistemische Effekte wissenschaftlicher Karrierepositionen im Übergang zur Lebenszeitprofessur
Teilprojekt der Abteilung 3: Institutionelle und organisationale Effekte der Einführung der Tenure-Track-Professur
Projektleitung: | Prof. Dr. Eva Barlösius, Prof. Dr. Sandra Buchholz, Prof. Dr. Volker Epping, Prof. Dr. Monika Jungbauer-Gans, Dr. Frauke Peter |
Projektmitarbeiter: | Lena Zimmer |