Die Wettbewerbspositionierung von Universitäten und ihren Mitgliedern im internationalen Vergleich: Deutschland, das Vereinigte Königreich und die USA

Zusammenfassung

Das Ziel des Projekts ist eine vergleichende Analyse der institutionellen Konfigurationen des multiplen Wettbewerbs in Deutschland, dem Vereinigten Königreich und den USA.

Hierfür wird das Projekt einen vergleichenden, interviewbasierten Fallstudienansatz verwenden, der durch umfangreiche Literaturrecherchen und die Analyse von Organisationsdaten in einer Feldperspektive unterstützt wird. In Phase I der Forschungsgruppe konzentrierte sich das Projekt auf die Untersuchung der institutionellen Konfiguration des multiplen Wettbewerbs im deutschen Wissenschafts- und Hochschulsystem. Im Fokus der Forschung stand das Zusammenspiel der Wettbewerbspositionierung von Universitäten und ihren Mitgliedern. In Deutschland wird der Wettbewerb hauptsächlich durch Drittmittelförderung und prestigeträchtige Forschungscluster angetrieben – und zwar seitens der Universitäten als auch der Wissenschaftler:innen. Darüber hinaus unterstützen und fördern die Bundesländer diesen Wettbewerb stark.

Aufbauend auf diesen Erkenntnissen für den deutschen Kontext wird das Projekt als nächstes die institutionellen Konfigurationen des multiplen Wettbewerbs in den Wissenschafts- und Hochschulsystemen des Vereinigten Königreichs und der USA untersuchen. Obwohl die wettbewerbliche Vergabe von Forschungsmitteln in vielen nationalen Systemen zentral ist, unterscheiden sich die Mechanismen der Leistungsbewertung und Reputationszuteilung. Im Vereinigten Königreich hängt der Status und die Reputation von Universitäten hauptsächlich von Veröffentlichungen und gesellschaftlicher Wirkung ab, die im Rahmen des Research Excellence Framework (REF) bewertet werden. In den Vereinigten Staaten konkurrieren Universitäten hauptsächlich um Ressourcen und Einnahmen durch Studiengebühren und aus Stiftungsfonds. Aufgrund der unterschiedlichen Muster in der institutionellen Wettbewerbskonfiguration erwarten wir, Unterschiede auch darin zu finden, wie der organisationale und individuelle Wettbewerb in diesen Kontexten interagieren.                                                                                                                                                                                                            

Projektlaufzeit 01.06.2024 - 31.05.2027
Projektleitung Prof. Dr. Anna Kosmützky
Projektteam
Leibniz Universität Hannover

Leonie Buschkamp, M.A.

Stefan Wilbers, M.A.

Marie Ahlers, B.A.

Forschungsgruppe Multipler Wettbewerb im Hochschulsystem

Das Projekt ist Teil der von der DFG geförderten Forschungsgruppe "Multipler Wettbewerb im Hochschulsystem“. Darin bearbeiten Forscherinnen und Forscher aus der Soziologie, der Volkswirtschafts- und der Betriebswirtschaftslehre neun Teilprojekte an acht Universitäten.

Die Forschungsgruppe hat zum Ziel, mittels soziologischer und wirtschaftswissenschaftlicher Zugänge zu einem umfassenden Verständnis des multiplen Wettbewerbs im Hochschulsystem beizutragen. Multipler Wettbewerb im Hochschulsystem bedeutet, dass individuelle und kollektive Akteure gleichzeitig in mehrere ineinander geschachtelte und interdependente Wettbewerbe eingebunden sind. Das Zusammenwirken der einzelnen Wettbewerbe lässt ein komplexes Geflecht an Anforderungen entstehen, denen sich Akteure ausgesetzt sehen. Ihre nicht aufeinander abgestimmten Wettbewerbsstrategien prägen zunehmend die Hochschul- und Wissenschaftsentwicklung mit vielfach nicht-intendierten Folgen.

Das interdisziplinäre Vorhaben soll klären, wie sich Akteure im Wettbewerb positionieren, welche Dynamiken der multiple Wettbewerb in seinen verschiedenen Ausprägungen und auf den verschiedenen Ebenen des Hochschulsystems entfaltet und welche Folgewirkungen er hat. Dabei untersuchen die einzelnen Teilprojekte jeweils konkrete Ausprägungen des multiplen Wettbewerbs und die Beziehungen der zugrundeliegenden Wettbewerbe. Gleichwohl kann nur die Forschungsgruppe in ihrer Gesamtheit ein umfassendes Bild des multiplen Wettbewerbs im Hochschulsystem zeichnen, indem sie die Ergebnisse der Teilprojekte verknüpft und die übergreifende Theoriebildung leistet. Angesichts der weiten Verbreitung wettbewerblicher Steuerungselemente ist das auf diese Weise entwickelte vertiefte Verständnis interdependenter Wettbewerbsdynamiken über den konkreten Forschungskontext hinaus von grundlegender wissenschaftlicher Bedeutung für die Analyse anderer Gesellschaftsbereiche, in denen ebenfalls kein übergreifendes Bewertungs- und Preissystem existiert. Darüber hinaus werden relevante Ergebnisse für die Hochschulpolitik und -förderung erwartet.