Das wissenschaftliche Feld hat eigene Formate der Qualitätssicherung wie Peer Review-Verfahren oder Jury-Begutachtungen zur Selbstregulation und -kontrolle ausgebildet. Sie werden teilweise dafür kritisiert, "Mainstream-Forschung" zu privilegieren. Eine Alternative, um die den etablierten Formaten inhärente Orthodoxie zu mindern und die Chancen zu vergrößern, Non-Mainstreamforschung zu fördern, wird in einer teil-randomisierten Auswahl von Förderanträgen gesehen. Veränderungen der etablierten Formate der Qualitätssicherungen wirken aber – so eine leitendende Annahme des Forschungsvorhabens – mutmaßlich hemmend, wenn man berücksichtigt, dass daran erstens die wissenschaftlich legitimierte Zuteilung materieller Ressourcen geknüpft ist; was angesichts der gestiegenen Drittelabhängigkeit der Forschung oftmals heißt, Forschung und wissenschaftliche Karrierewege überhaupt zu ermöglichen. Oder zweitens daran zunehmend die Zuteilung symbolischer Ressourcen wie wissenschaftliche Reputation, Sichtbarkeit etc. gebunden wird. Das Forschungsvorhaben untersucht vier zentrale Aspekte zur Anwendung einer teil-randomisierten Auswahl:
- Welche Vorbehalte und Einverständnisse herrschen zum Thema teil-randomisierte Auswahl im wissenschaftlichen Feld vor?
- Welche Folgewirkungen lassen sich daraus hinsichtlich der Einführung einer teil-randomisierten Auswahl auf die den etablierten Begutachtungsverfahren angelagerten symbolischen Zuteilungen antizipieren?
- Wie könnte eine teil-randomisierte Auswahl zur Förderung von Non-Mainstreamforschung gerahmt werden?
- Kann dieser Vorschlag zur Weiterentwicklung überhaupt wissenschaftsadäquat gerahmt werden?
Das Projekt arbeitet Vorbehalte und Einverständnisse im wissenschaftlichen Feld gegenüber Teil-Randomisierungen heraus und klärt auf dieser Grundlage, was gegenwärtig als wissenschaftsadäquat gilt.
Keywords: Teil-Randomisierung, Non-Mainstreamforschung, Forschungsförderung, wissenschaftliche Reputation, Wissenschaftsadäquanz
Projektlaufzeit: | 01.04.2019 - 31.03.2022 |
Projektleitung: | PD Dr. Axel Philipps |
Projektmitarbeiter: | PD Dr. Axel Philipps |
Studentische Hilfskräfte: | Marie Ahlers, Katharina Herrmann, Nicole Plinke, Julia Weymann |
Veröffentlichungen
Barlösius, Eva & Philipps, Axel. (2022). Random grant allocation from the researchers’ perspective: Introducing the distinction into legitimate and illegitimate problems in Bourdieu’s field theory. Social Science Information, OnlineFirst.
Barlösius, Eva & Philipps, Axel. (2021). Verlosung von Forschungsgeldern: Welche Losverfahren können sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vorstellen? Qualität in der Wissenschaft, 15(3+4), 67-72.
Barlösius, Eva & Philipps, Axel. (2020). LCSS Working Paper No. 6 Lotto in der Wissenschaft: Feldinterne und -externe Widersprüche durch nichtwissenschaftliche Entscheidungsverfahren auflösen?
Philipps, Axel. (2021). Losverfahren in der Wissenschaft. UniMagazin Hannover, Heft 3-4.
Philipps, Axel. (2021). Research funding randomly allocated? A survey of scientists’ views on peer review and lottery. Science and Public Policy, scab084.
Philipps, Axel. (2021). Science rules! A qualitative study of scientists’ approaches to grant lottery. Research Evaluation, 30(1), 102-111.